Kunststoffoptiken in der Spektroskopie: Anforderungen, Materialien und Fertigungstechnologie

22.05.2025

Kunststoffoptiken in der Spektroskopie

1. Einleitung: Die Rolle der Optik in spektroskopischen Gasmesssystemen

Spektroskopische Verfahren – insbesondere die Infrarot-Absorptionsspektroskopie – sind ein zentrales Analyseinstrument in der medizinischen und industriellen Gasanalyse. Die Messgenauigkeit solcher Systeme hängt in hohem Maße von der Qualität der optischen Komponenten ab, insbesondere von deren Fähigkeit, Licht definierter Wellenlängen verlustarm und reproduzierbar zu führen, zu teilen oder zu reflektieren.

Moderne Systeme erfordern zunehmend kompakte, thermisch stabile und kosteneffiziente Lösungen – weshalb Kunststoffoptiken in den Fokus rücken. Ihre Herstellung im Präzisionsspritzgussverfahren erlaubt hohe Designfreiheit und Serienreproduzierbarkeit, erfordert jedoch tiefgreifende Kenntnisse in Optikdesign, Polymerphysik und Fertigungstechnik.

2. Grundlagen der IR/NIR-Spektroskopie

In der Gasanalyse wird typischerweise die spezifische Absorption elektromagnetischer Strahlung durch Moleküle im Infrarotbereich genutzt. Diese Absorptionsbanden sind stark wellenlängenabhängig - z.B.:

Gaskomponente Hauptabsorptionsbanden (IR)
CO₂ 4,26 µm
CH₄ 3,31 µm
O₂ 0,76 µm (NIR)
H₂O 2,7 µm, 6,3 µm

Ein typischer Aufbau umfasst:

  • Lichtquelle (oft IR-LED oder MEMS-Emitter)
  • Emitter Mirror oder Parabolspiegel zur Strahlformung
  • Messstrecke / Gaszelle
  • Beam Splitter oder Detektoroptiken
  • Filtersysteme zur Wellenlängenselektion

Für diese Funktionseinheiten werden hochtransparente, streulichtoptimierte und geometrisch exakt gefertigte Optiken benötigt - deren optische und thermische Eigenschaften exakt auf die verwendeten Wellenlängen abgestimmt sind.

3. Anforderungen an Kunststoffoptiken für Spektroskopie

3.1 Optische Anforderungen

Die spektralen Eigenschaften müssen stabil über den gesamten Einsatzzeitraum und Temperaturbereich bleiben. Relevante Parameter sind u.a.:

  • Transmission: > 92 % @ 850–1100 nm; > 90 % @ 3–5 µm (je nach Material/Beschichtung)
  • Oberflächenrauheit (Rz): < 50 nm, idealerweise < 20 nm zur Minimierung von Streulicht
  • Formgenauigkeit (PV): < 0,1 µm bei asphärischen Flächen
  • Zentrierung & Lagenauigkeit: < 3 µm für optische Baugruppen
  • Brechungsindex-Stabilität: insbesondere bei Temperaturzyklen (±85 °C)

3.2 Thermische & mechanische Anforderungen

In industriellen Anwendungen (z.B. Tunnelüberwachung, Automotive-Leckagedetektion) sowie in Beatmungssystemen kommt es zu Temperaturschwankungen, Druckbelastungen und ggf. Vibrationen. Die Optik muss mechanisch formstabil bleiben, insbesondere in Insert-Molded-Gehäusen. Daher sind Materialien mit niedriger thermischer Ausdehnung und hoher Glasübergangstermperatur (Tg > 130 °C) essenziell.

3.3 Materialien im Überblick

Material Vorteile Einschränkungen
PMMA (Polymethylmethacrylat) Gute Transmission bis 2,8 µm, kosteneffizient Geringe Wärmeformbeständigkeit
PC-HT (hochtemperaturstabiles Polycarbonat) Robust, Tg > 140 °C Eingeschränkte Transmission >3 µm
Ultem (PEI) Autoklavierbar, mechanisch sehr stabil Moderate Transmission, nicht für alle IR-Anwendungen geeignet

Empfohlene Validierungsmethoden: FTIR-Spektroskopie, DSC-Analyse (Differential Scanning Calorimetry), Refraktometrie

4. Herstellungstechnologie: Präzisionsspritzguss für Spektroskopie-Optiken

Im Gegensatz zur Glasbearbeitung basiert die Fertigung polymerer Optiken auf einem werkzeuggebundenen Replikationsprozess, bei dem Mikrometer-genaue Geometrien direkt im Werkzeug erzeugt und im Spritzprozess übertragen werden.

Kritische Prozessschritte:

  • Werkzeugtemperierung (±0,5 °C): wichtig zur Replikation von Formdetails
  • Entformungsschrägen <0,5°: zur Vermeidung von Formverzerrung
  • Cavity-übergreifende Maßhaltigkeit: SPC-Überwachung essenziell
  • Inline-Metrologie (z. B. Interferometrie, Weißlichttopografie): zur Serienüberwachung
  • Beschichtung (PVD, CVD, IAD-Verfahren): Reflexions- oder Filterbeschichtungen für spezifische IR-Wellenlängen

5. Fazit: Polymeroptiken als Schlüsseltechnologie für die nächste Spektroskopie-Generation

Die Spektroskopie stellt höchste Anforderungen an Präzision, Stabilität und optische Performance. Moderne Kunststoffoptiken ermöglichen durch präzise Fertigungstechnologien, gezielte Materialauswahl und integrative Bauweise eine neue Generation von kompakten, effizienten und reproduzierbaren Sensorsystemen – in Medizin, Industrie und Umweltanalytik.

Die erfolgreiche Integration solcher Komponenten setzt jedoch tiefgreifende Material-, Design- und Fertigungskenntnis voraus. Nur im Zusammenspiel mit optischem Engineering, werkstoffspezifischem Know-how und qualitätssichernden Prozessen kann das volle Potenzial ausgeschöpft werden.

Bildnachweis: 123rf.com, prakasit

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